Verkehrsmanager 2 2024

Nachrichten

14

Neues aus Bahn, Verkehr und Umwelt Neuer Sektorbeirat als Dialogforum zwischen Bahnbranche und DB InfraGO rere Wissenschaftler und Politiker verschiedener Parteien haben sich für eine nachhaltige Lösung für die Fi nanzierung von Infrastrukturvorhaben ausgesprochen. Bundesverkehrs

Thailand geht die Verkehrswende an – Die Bahn soll einen Beitrag dazu leisten Die neue Regierung Thailands löst den jahrelangen Investitionsstau auf und will bei der Modernisierung des Verkehrs zum Big Player in Asien aufsteigen. Thailands vielfältige To pographie umfasst Berge im Norden, weite zentrale Ebenen, eine ausge dehnte Küstenlinie und viele Inseln. Der größte Teil des Verkehrs wird auf der Straße abgewickelt, der Anteil des Schienen- und Wasserverkehrs ist trotz eines großen Schienennet zes und ausgedehnter Wasserstra ßen gering. Der Straßenverkehr hat sich von 1990 bis 2022 verdreifacht, der Luftverkehr spielt eine zuneh mende Rolle. Die CO₂-Emissionen des Verkehrssektors stiegen zwi schen 1990 und 2022 um 280 %. Im Jahr 2022 war der Verkehrssektor für 32 % der gesamten CO₂-Emissio nen des Landes verantwortlich. Thai land hat sich nationale Ziele gesetzt, um die Energieeffizienz im Verkehrs sektor zu verbessern. Ziele sind nun Senkung der Treibhausgasemissi onen um 30-40 % bis 2030. Einen Beitrag soll die Verlagerung auf den öffentlichen Verkehr und die Schie ne bringen. Dazu gehört der Ausbau der Schieneninfrastruktur, die Ein führung batteriebetriebener Züge und die Inbetriebnahme von 573 km Hochgeschwindigkeitsstrecken bis 2027. Weiterhin wird die Elektrifizie rung aller Verkehrsträger gefördert. 12.000 öffentliche Schnellladestati onen und 1.450 Batterietauschsta tionen soll es bis 2030 geben. Bis 2035 will Thailand den Verkauf von neuen Verbrennungsmotoren aus laufen lassen. Weitere Komponenten sind der Ausbau der Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs, die För derung der des multimodalen Ver kehrs, Park and Ride, Städtisches Verkehrsmanagement und eine ver kehrsorientierte Stadtentwicklung mit autofreien Zonen.

Der sogenannter Sektorbeirat hat seine Arbeit aufgenommen. Das Gremium wurde im Rahmen des Umstrukturierungsprozesses der Infrastruktursparte der Deutschen Bahn AG als Teil des Konzepts des Bundes für eine gemeinwohlorientier te Infrastruktursparte beschlossen. Der Beirat soll durch eine umfassen de Einbindung der Branche für mehr Transparenz und fachlichen Austausch sorgen. Mit Blick auf die Bahninfra struktur soll die Expertise des Sektors in einem unabhängigen Gremium ge bündelt und eingebunden werden. Es soll ein festes Dialogforum zwischen der Bahnbranche und der DB Infra GO geschaffen werden. Dieses soll für mehr Transparenz sorgen und als Korrektiv, als Ideengeber und zum Abgleich mit den Positionen, Perspek tiven und Erkenntnissen der verschie denen Akteure dienen. Die von der Regierung eingesetzte „Beschleunigungskommission Schie ne“ mit Vertretern der Branche hatte Ende 2022 umfangreiche Vorschläge für eine neue Finanzierungsarchitek tur für Investitionen in die Infrastruk tur der Bahn vorgelegt. Vorgeschlagen wurden zwei Fonds, die mehrjährig wirken sollen - und nicht von Haus haltsjahr zu Haushaltsjahr: einen zur Sanierung des Bestandsnetzes sowie einen Ausbau- und Modernisierungs fond. Nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, dass die Kreditermächtigungen in Höhe von 60 Milliarden Euro für den Klima- und Transformationsfonds (KTF) verfas sungswidrig und nichtig seien, und we gen der angespannten Haushaltslage des Bundes, ist das Thema besonders aktuell. Die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland ist in Teilen marode - für den Erhalt sowie den Ausbau des Schienennetzes, von Straßen und Brü cken sind in den kommenden Jahren Milliardensummen notwendig. Meh Infrastrukturfonds für die Finanzierung von Investitionen zum Ausbau der Bahn?

minister Volker Wissing stellt sich ei nen „Infrastrukturfonds“ vor, in dem Finanzmittel für Schienen, Straßen und Wasserwege für mehrere Jahre gebündelt werden. Wegen der Schul denbremse brachte er eine private Fi nanzierung ins Gespräch. Die Debatte wird spannend bleiben. Wettbewerb im Schienenpersonen fernverkehr in Frankreich nimmt Fahrt auf Die SNCF wird nicht länger die einzige Option sein, um mit Hochgeschwin digkeitszügen von der französischen Hauptstadt nach Lille, Lyon und Straß burg zu fahren. Ein neue Betreiber „Kevin Speed“ unterzeichnete einen Vertrag mit SNCF Netz unter Einbe ziehung der Regulierungsbehörde Autorité de régulation des transports (ART). Auf den Strecken von Paris nach Lille, Lyon und Straßburg wird Kevin Speed ab 2026 erste Versuchszüge fahren und 2028 den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Geplant ist ein 1-Stunden-Takt mit bis zu 16 Fahrten je Tag und Richtung auf jeder der drei Strecken. Auch die Zwischenstatio nen Haute-Picardie, Lorraine, Meuse, Champagne-Ardenne, Macon-Loche und Le Creusot-Montceau-Montcha nin sollen regelmäßig bedient wer den. Es sind attraktive Fahrpreise mit Ermäßigungen für Vielfahrer geplant, das Angebot soll unter dem Namen „Ilisto“ vermarktet werden. 20 neue 300 km/h schnelle Alstom-Hochge schwindigkeitszüge werden beschafft. Geschätzt geht es um eine Investiti on von ca. 1 Mrd. Euro einschließlich Werkstätte für die Instandhaltung der Züge. Auf französischen Strecken hat die SNCF schon seit zwei Jahren kein Monopol mehr. Hochgeschwindig keitszüge der Wettbewerber Trenitalia und RENFE verkehren auf den interna tionalen Routen Mailand – Paris, Bar celona - Lyon und Barcelona – Marseil le. Auch diese Gesellschaften planen, ihr Angebot auszuweiten.

Dr. Werner Weigand, BFBahnen Hessen

Verkehrsmanager 2/2024

Made with FlippingBook - Online catalogs