Verkehrsmanager 1 2024

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Neues aus Bahn, Verkehr und Umwelt

Studien zu Hürden bei Streckenreaktivierungen

mineralischen Rohstoffen und Erzen mit bis zu 3 km langen Gü terzügen. Zwischen Mekka und Medina wurde zwischen 2009 und 2018 die erste Hochgeschwin digkeitsstrecke - die Haramain High-Speed Railway – gebaut. Das ist auch die erste elektrifizierte Strecke. Die Strecke ist 453 km lang und für 350 km/h ausgelegt. Mit den Talgo-Hochgeschwindig keitszügen sind im vergangenen Jahr 6,97 Millionen Fahrgäste be fördert worden, ein Anstieg um 90 Prozent gegenüber 2022. Das Ergebnis ist ein neuer Jahresre kord seit Beginn der kommerziel len Betriebsaufnahme im Oktober 2018. Die Pünktlichkeit lag bei 97 Prozent. Kürzlich hat der Zughersteller Stadler einen Auftrag zur Liefe rung von 10 Intercity-Triebzügen erhalten mit einer Option auf weitere zehn Triebzüge. Der Auf trag hat einen Gesamtwert von 600 Millionen Schweizer Franken. Dieser beinhaltet neben der Lie ferung auch die vollständige War tung und Ersatzteilbereitstellung für mindestens zehn Jahre. Die neuen Züge sind rund 175 Meter lang und bieten Platz für etwa 320 Reisende. Sie verfügen über zwei unabhängige dieselelektrische Antriebsaggregate. Der Einsatz der neuen Interci ty-Züge soll den Schienenverkehr im Königreich in Sachen Fahr gastkomfort und Reiseerlebnis auf ein neues Niveau heben. Die neuen Züge werden im Betriebs bereich des Ostbahnnetzes mit den Bahnhöfen von Riad, Hofuf, Abqaiq und Dammam die Anzahl der täglichen Fahrten wesentlich erhöhen. Stromleitungen der Deutschen Bahn sollen Elektrizitätsnetz entlasten Zur Reduzierung von Strom netz-Engpässen bei der Über tragung von Ökostrom nach Süd

deutschland wollen die Deutsche Bahn und der Netzbetreiber Ten net künftig enger zusammen arbeiten, zunächst in einem Pi lotprojekt. Freie Kapazitäten im Bahnstromnetz sollen bei Eng pässen Ökostrom aufnehmen, um stark belastete Leitungsabschnit te von Tennet zu entlasten. Tennet ist einer der vier Übertragungs netzbetreiber in Deutschland. Sie sind verantwortlich für die soge nannten Strom-Autobahnen, also die Höchstspannungsleitungen für den Überlandtransport. Ten net ist dabei für einen zusammen hängenden Korridor von Schles wig-Holstein bis nach Bayern zuständig. Bisher müssen, wenn im Norden sehr viel Wind weht, Windkraftanlagen abgeregelt werden und zusätzliche Kraftwer ke im Süden anspringen, um dro hende Engpässe auszugleichen. Die Bundesnetzagentur gibt an, dass so 2022 mehr als 7.000 Giga wattstunden nicht produziert wer den konnten, was rund 1,5 Prozent des Stromverbrauchs entspricht. Die Netzbetreiber sind mit dem Bau der Höchstspannungsleitun gen von Norden in den Süden im Verzug, weil es neben umständli chen Genehmigungsverfahren im mer wieder zu Protesten und Kla gen von Bürgern gekommen war. Die Ampelkoalition hatte den Bau der Leitungen per Gesetz be schleunigt. Bei Kapazitätseng pässen im Tennet-Netz wird DB Energie künftig mehr Ökostrom in Norddeutschland in das Bahn stromnetz aufnehmen als bisher und Richtung Süden in ihrem Netz verteilen.

Das Potenzial von Reaktivierun gen von Schienenwegen im länd lichen Raum wird bisher nicht ausgeschöpft. Die Zahl der Mach barkeitsstudien für Reaktivierun gen in Deutschland ist stark ge stiegen. In mehr als 75 Prozent der Fälle kommen diese zu einem positiven Ergebnis. Für die Reakti vierung ist das formale Kriterium mindestens 1.000 Fahrgäste pro Werktag. Neu liegen Studien der Universität Deggendorf und der Leibniz-Gemeinschaft vor. Wenn die öffentliche Hand bis 2030 die Reaktivierungen, für die bereits positive Machbarkeitsstudien vor liegen, umsetzen will, wären das mehr als 1.300 Kilometer Schie nenstrecke. 2022 wurden aber lediglich acht Kilometer Schienennetz in Deutschland reaktiviert und 2023 gab es gar keine Reaktivierung. In den Studien heißt es, der Gü terverkehr müsse bei den Reak tivierungsvorhaben deutlich stär ker mitgedacht werden. Für die Reaktivierung von Strecken im Personenverkehr auf der Schie ne hat der Bund Anreize gesetzt. Über das Gemeindeverkehrsfi nanzierungsgesetz übernimmt er 90 Prozent der Kosten einer Re aktivierung. Für den Güterverkehr gibt es eine solche Förderung bis lang nicht. Das Eisenbahnnetz Saudi-Arabi ens umfasst ca. 5000 Strecken-km, es soll auf 8000 km ausgebaut werden. Wegen des Wüstenklimas gibt es Herausforderungen durch extreme Temperaturunterschiede und den Wüstensand, der kontinu ierlich von den Schienen entfernt werden muss. Das Netz ist weit gehend mit ETCS L 2 ausgerüstet. Es dient dem Personenverkehr ebenso wie dem Güterverkehr, insbesondere dem Transport von Saudi-Arabien wird immer mehr zum „Bahnland“

Dr. Werner Weigand, BFBahnen Hessen

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